Schon Babys reagieren eifersüchtig
Der deutsche Psychologe und Psychotherapeut Rolf Merkle sagt: „Eifersucht zeugt nicht von Liebe, sondern von Angst vor dem Verlust der Liebe.“ Bereits Charles Darwin beobachtete das Phänomen der Eifersucht in frühester Kindheit. Reinhard Haller erklärt: „Sein Sohn William habe, so geht aus seinen Aufzeichnungen aus dem Jahr 1877 hervor, schon im Alter von 15 Monaten eifersüchtig reagiert, sobald sich der Vater intensiv mit einer großen Puppe befasst habe.“ Diese Beobachtung wurde in jüngster Zeit durch systematische Studien bestätigt. Forscher der Texas Tech University in Lubbock wiesen nach, dass Babys schon im Alter von sechs Monaten weinerlich reagieren und die Aufmerksamkeit der Mutter auf sich lenken wollen, wenn diese ein lebensechtes Püppchen hätschelt. Der Psychiater und Psychotherapeut Reinhard Haller arbeitet vornehmlich als Therapeut, Sachverständiger und Vortragender.
Die Eifersucht könnte angeboren sein
Blätterte die Mutter hingegen in einem Bilderbuch und beachtete dabei das eigene Kind nicht, ließen sich die Sprösslinge nicht irritieren. Kinderpsychologen folgern aus dem frühen Auftreten der Eifersucht, dass es sich bei dieser nicht um eine Charaktereigenschaft, sondern um eine angeborene Strategie handelt. Darin könnte auch die Ursache für Eifersüchteleien unter Erwachsenen liegen, wie eine Forschergruppe an der Florida Atlantic University in Boca Raton aufgezeigt hatte.
Die US-Psychologinnen Amy Rauer und Brenda Volling ermittelten in einer Befragung von 200 jungen Erwachsenen Folgendes: Jene Probanden, die rückblickend von ihren Eltern gleich viel Aufmerksamkeit erhalten hatten wie ihre Geschwister, verfügten über dien stärker ausgeprägtes Selbstwertgefühl als jene, deren Elternhaus von Ungerechtigkeit und Eifersüchtelei geprägt war. Reinhard Haller weiß: „Evolutionsbiologisch wird Eifersucht mit dem Überlebenskampf beschrieben. In Zeiten der Nahrungsmittelknappheit – auch der geistigen – stellen Geschwister eine Bedrohung dar und Eifersucht dient dazu, sich die Zuwendung der Eltern zu sichern.
Eifersucht kann sogar zu Tötungsdelikten führen
Nach einer anderen evolutionsbiologischen These sei Eifersucht bei den Vorfahren der heutigen Menschen erforderlich gewesen, um die Weitergabe der eigenen Gene zu sichern. Deshalb sei die Eifersucht bei Männern und Frauen unterschiedlich ausgerichtet. Während Männer besonders die sexuellen Untreue der Partnerin befürchten, kämpfen Frauen aus ökologischen Überlegungen gegen die emotionale Zuwendung ihrer Männer zu Nebenbuhlerinnen. Männer leiden immer unter der Angst, dass sie ein Kuckuckskind aufziehen.
Dagegen wissen Frauen sehr wohl, dass ihr Kind das eigene ist und deshalb eher befürchten, dass auch die wirtschaftliche Sicherheit verloren geht, wenn sich der Ernährer für eine andere Frau interessiert. Zudem ruft emotionale Untreue bei weiblichen Personen wesentlich stärkere Reaktionen hervor als bei Männern. Mit höherer Schulbildung gleicht sich die Einstellung der Geschlechter allerdings an. Reinhard Haller betont: „Eifersucht entfaltet eine enorme psychische Energie, die zu Misstrauen, ständig kontrollierendem Verhalten, schweren Auseinandersetzungen, ja sogar Tötungsdelikten führen kann.“ Quelle: „Die Macht der Kränkung“ von Reinhard Haller
Von Hans Klumbies